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A free and colourful conversation with Lisa Gachet & Gaëlle Lebrat-Personnaz

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Make my Lemonade und Manucurist haben sich für eine Collab zusammengeschlossen, aus der zwei neue Farben hervorgegangen sind: Lisa Lilas und Pink Paradise.

Die intensiv femininen und peppigen Farben Lisa Lilas und Pink Paradise sind den beliebten Bodys von Make my Lemonade nachempfunden, welche die Marke kürzlich neu aufgelegt hat.

Gaëlle Lebrat-Personnaz, Gründerin und CEO von Manucurist, und Lisa Gachet, Art Director und Gründerin von Make My Lemonade, unterhalten sich über ihre Collab und einige andere Themen, die ihnen am Herzen liegen.

Die Kunst des Mix&Match

Gaëlle | Die Sinn für Farben spielt bei Make My Lemonade eine wichtige Rolle. Ich liebe deine Prints und deine Mix&Match-Konzepte. Und die Designs auf deinen Nägeln sehen einfach toll aus! Kannst du ein paar Tricks verraten?

Lisa | Ich wende nur ein paar sehr einfache Formeln an. Zum Beispiel finde ich, dass Rot und Rosa ganz toll zusammenpassen. Rosa und Grün kombiniere ich auch sehr oft, das ist eine meiner Lieblingskombinationen. Und manchmal ist auch Glück im Spiel: Neulich habe ich aus Versehen eine roten Pullover über einen lilafarbenen angezogen, das sah total cool aus. Dann habe ich noch eine grüne Jacke darüber gezogen. Das hört sich jetzt vielleicht wie der Joker aus Batman an, aber es sah echt cool aus!


Quelle: @makemylemonade auf Instagram

Gaëlle | Wirkt es sich auf deine Stimmung aus, wenn du bestimmte Farben trägst?

Lisa | Auf jeden Fall! Okay, im Moment habe ich Schwierigkeiten mit der Kleidung, weil ich im achten Monat schwanger bin und leider nicht die Möglichkeit habe, gewagte Farbkombinationen auszuprobieren. Wenn ich mir ein neues Stück kaufe, lege ich es in der Regel zunächst auf mein Bett und werfe alle anderen Kleidungsstücke dazu, um zu sehen, was gut dazu passt. Meine Inspiration finde ich auch bei anderen Menschen, die Farbkombinationen tragen, die ich toll finde. Ich fotografiere sie dann von hinten. Ich habe schon Unmengen Fotos auf meinem Handy! Außerdem finde ich, dass man immer mit einer kräftigen Farbe beginnen sollte und sie dann mit dezenteren oder monochromen Farben abschwächen.

Gaëlle | Also gibt es doch so etwas wie eine Skala, die man richtig einstellen muss.

Lisa | Die Schwierigkeit besteht darin, dass der Grat sehr schmal ist. Ich möchte nicht wie zum Fasching verkleidet herumlaufen, es soll ja auch schick aussehen.

Sich von Trends befreien

Gaëlle | Wo findest du, abgesehen von den Menschen, die dir über den Weg laufen, sonst deine Inspirationen?

Lisa | Ich folge meinen Wünschen und Launen. Das Tolle an Make my Lemonade ist, dass wir uns nicht an die Trends halten. Wir machen die Mode, die wir selbst gerne tragen. Mit „Wir“ meine ich das Studio. Zum Beispiel haben wir im Sommer beschlossen, nicht allzu viele farbige Stücke herauszubringen, weil wir eher Lust hatten, in schöne Stücke zu investieren, die das ganze Jahr über halten. Das ist eine riesige Herausforderung, denn wir müssen die Markenidentität beibehalten und zugleich langfristig denken. Es war sehr interessant, an dieser Kollektion zu arbeiten, denn wir wollten möglichst zeitlose Stücke kreieren, ausdrucksstarke Stücke für die Saison, die sich leicht kombinieren und das ganze Jahr über tragen lassen.



Quelle: @makemylemonade auf Instagram

Gaëlle | Du setzt dich also über saisonale Kollektionen hinweg?

Lisa | Ja, wir sind überwiegend Frauen im Studio, mit unterschiedlichen Altersstufen und Werdegängen, und es ist lustig, dass wir oft die gleichen Dinge zur gleichen Zeit wollen. Es gibt ein Gemeinschaftsgefühl, wir sind wie ein Verbraucherpanel in kleinem Maßstab, aus dem Bedürfnisse hervorgehen; und das lässt unsere Ideen sprießen.

Gaëlle | Wir arbeiten in etwa nach dem gleichen Prinzip. Wir kaufen keine Hefte über Farbtrends, wir versuchen nicht, den Trends vorauszueilen, sondern tun das, wonach uns gerade der Sinn steht. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel mitten im Sommer Indian Summer, eine Art Orangerot, lanciert und damit einen Volltreffer gelandet, weil zu dieser Jahreszeit nirgends eine solche Farbe angeboten wurde. Man muss den Mut haben, sich von der Masse abzuheben und immer wieder Kleidungsstücke oder Farben testen und herausbringen, die einem selber gefallen. Allerdings sind manche Farben schwieriger zu entwickeln als andere. Lisa Lilas war zum Beispiel sehr kompliziert, denn wir haben zwar genau die Farbe erzielet, die du dir gewünscht hattest, aber sie enthält viele weiße Pigmente, die sich nur schwer stabilisieren lassen. Wir haben nicht die gleichen Entwicklungszwänge, aber wir haben ein gemeinsames Problem, nämlich die möglichst lange Haltbarkeit unserer Farben.

Die Emanzipation der Farben

Gaëlle | Wir geben unseren Farben Namen, so wie ihr euren Kleidungsstücken. Bei dieser Collab hast du für das Rosa sofort Pink Paradise vorgeschlagen, das war für dich ganz offensichtlich. Bei Lisa Lilas habe allerdings ich bestimmt.

Lisa | Ja, mir schwebte so etwas wie Lilas Rhapsodie vor. Eigentlich konnte ich Lila lange Zeit nicht ausstehen. Wahrscheinlich habe in den 90er Jahren, als ich mich von Kopf bis Fuß in Lila einkleidete, eine Überdosis bekommen. Danach hatte ich eine regelrechte Abneigung und erklärte Lila zur Nichtfarbe. Als ich eines Tages eine Saint-Laurent-Show aus den 70ern sah, habe ich die Farbe wiederentdeckt. Das Ultraviolett von Yves Saint-Laurent ist einfach fantastisch und die Kombination mit Tobacco hinreißend.

Gaëlle | Das stimmt, Yves Saint-Laurent war ein Designer, der seine Farben auf eine echt avantgardistische Weise mischte. Er war einer der Ersten, der Farbkombinationen kreierte, die bis dahin tabu waren, wie beispielsweise Marineblau mit Schwarz oder Rot mit Rosa. Für uns Frauen bedeutet es Freiheit, uns so kleiden zu dürfen wie wir es wollen und die Farben zu tragen, die uns Spaß machen.



Lisa | Das Wichtigste ist, dass man dazu steht. Du kannst alles tragen, wenn du davon überzeugt bist. Alles andere ist eine Frage des richtigen Schnitts, der richtigen Einstellung und Stimmung.

Gaëlle | Genau, in dieser Hinsicht hat sich einiges geändert. Auch wenn die sozialen Netzwerke verstärkt Druck auf die Schönheitsideale ausüben, finde ich, dass wir heute mehr Kleidungsfreiheit haben als noch vor 15 Jahren. Die jungen Mädchen sind selbstbewusster, obwohl manche Männer ihnen auf der Straße hinterherschauen.

Lisa | Ja, die Situation hat sich geändert, aber sie bleibt labil. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, diese Barrieren abzubauen. Es gibt immer noch viele Frauen, die uns sagen, dass sie sich nicht trauen, bestimmte Outfits bei der Arbeit zu tragen, weil sie sich vor Kommentaren fürchten.

Gaëlle | Wenn wir unsere Kleidung selbst auswählen, uns nach Belieben schminken und unsere Nägel lackieren, gibt uns das Macht und stärkt unser Selbstbewusstsein. Wenn man sich schön fühlt, hat man die Kraft, sich der Welt zu stellen. Das hat etwas mit Empowerment zu tun..

Lisa | Du hast recht. Ein ausdrucksstarker Nagellack auf den Nägeln ist bereits ein erster Schritt zur Emanzipation - der Emanzipation der Farben.


Weil alle Frauen schön sind

Gaëlle | Eine Sache, für die du dich von Natur aus engagierst, ist die Inklusion. Das ist ein fester Bestandteil der DNA von Make My Lemonade. Wie bist du dazu gekommen?

Lisa | In meiner Familie waren die Frauen nie zufrieden mit ihrem Image, einschließlich mir. Es war nicht einfach, in den 90er Jahren 20 zu sein, als der Schlankheitswahn auf seinem Höhepunkt war. Mit der Gründung der Marke Make My Lemonade wollte ich meinen Nichten, die damals Teenager waren, zeigen, dass alle Frauen schön sind. Für mich war ganz offensichtlich, dass die Grenzen verschoben werden mussten. Ich wollte nicht, dass eine Person, die Größe 48 trägt, ein Kleidungsstück auf meiner Website kauft, das ihr an dem Model in Größe 36 gefällt, und hinterher enttäuscht über das Ergebnis ist. Ich will, dass der Schnitt für alle gleich ist, ohne dass man ihn anpassen muss. Das ist ein wichtiger Grundsatz, der uns von Anfang an geleitet hat.

Gaëlle | Dein Prinzip wurde sicherlich schon kopiert.

Lisa | Ich weiß nicht, aber wenn es so ist, macht das nichts. Eigentlich ist es sogar gut, denn es gibt einen Impuls. Die Bewegung geht nicht nur von uns aus, sie muss global sein. Und wenn wir andere inspirieren, umso besser!


Sich neu erfinden und dabei seinen Werten treu bleiben - eine ständige Herausforderung

Gaëlle | Als Unternehmerin hast du schon eine Menge innovativer Grundlagen geschaffen. Welche Herausforderungen stehen noch vor dir, abgesehen von der Geburt deines Kindes?

Lisa | Um erfolgreich zu sein, muss eine Modemarke sich ständig erneuern, was an sich schon eine Herausforderung darstellt. Das Jahr 2020 zu überstehen war eine heikle Angelegenheit! Von Anfang an war es uns wichtig, so lokal wie möglich und zu möglichst fairen Preisen zu produzieren. Nach der Inflation der Rohstoffpreise im vergangenen Jahr ist es schwierig geworden, weiterhin faire Preise zu bieten und gleichzeitig eine angemessene Marge zu erzielen. Wir müssen weiter dafür kämpfen, die Mode nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Meine Herausforderung besteht also darin, das Unternehmen wachsen zu lassen und dabei gleichzeitig innovativ und unseren Werten treu zu bleiben.

Gaëlle | Das ist eine tolle Herausforderung, Lisa! Möchtest du ein abschließendes Wort sagen?

Lisa | Ich habe diese Zusammenarbeit wirklich genossen. Es war einfach, wir wollten immer dasselbe!

Gaëlle | Ich habe sie auch genossen. Die Arbeit war spontan, unsere Marken passten gut zusammen - so wie wir zwei. Außerdem ist es wichtig, dass von Frauen geführte Marken sich gegenseitig unterstützen und sich über bewährte Praktiken oder Probleme, denen sie täglich begegnen, austauschen. Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß zusammen!